Nun, was kann ich über die letzten Wochen erzählen?
Am 16. März sollte eigentlich unser zweites Semester beginnen, doch aufgrund des Coronavirus müssen wir nun alle zuhause bleiben und unsere Vorlesungen online wahrnehmen. Wir haben sogar kleine Gruppen gebildet, um uns online über die neuen Themen zu unterhalten und auszutauschen, die wir in dieser verrückt Zeit lernen.
Das Coronavirus macht alles stressiger, beängstigender und nerviger. Viele Menschen verlieren ihre Arbeit, besonders die, die nicht in Deutschland geboren wurden. Es macht mich sogar schon nervös in den Supermarkt zu gehen, um dort Lebensmittel zu kaufen. Alle Nachrichten drehen sich um die Sterblichkeitsrate in Italien, Spanien, Frankreich, Iran usw.
Jetzt hat die ganze Welt etwas worauf sie sich konzentrieren und wogegen sie kämpfen kann. Es gibt kaum mehr Nachrichten zur Politik. Ich glaube, diese Pause ist notwendig, kommt aber mit einem hohen Preis. Ich mache mir etwas Sorgen, um die finanzielle, ökonomische und auch politische Situation nach der Krise.
Während ich den ganzen Februar im Iran war, habe ich die Universität, meine Freunde und mein Leben generell sehr vermisst. Und ich muss sagen, dass ich sehr viel Glück habe, jetzt in Berlin zu sein. Den Nachrichten zufolge, ist Deutschland eines der wenigen Länder, das die Situation gut im Griff hat. Ich glaube, dass besonnene Reaktionen in Krisenzeiten, wie jetzt, zu den Stärken der Deutschen gehören.
Ich bin sehr glücklich, dass ich noch Fahrrad fahren und durch die Stadt joggen kann. Doch wir sollten uns alle auf eingeschränktere Tage vorbereiten. Neben all dem Stress rund um das Virus, kann ich aber schon den Frühling in Berlin riechen.
Alles ist grün und blüht und um ehrlich zu sein, sieht auch der Himmel seit der Corona-Pandemie schöner aus. Vielleicht ist dies auch der einzig positive Effekt des Virus, dass er dabei helfen kann, dem Klimawandel vorzubeugen.
Ich bin sehr beeindruckt davon, wie unsere Universität alles so schnell für uns organisiert hat. Wir konnten nämlich ohne weitere Unterbrechungen mit unseren Master fortfahren. Und wir haben viel zu tun! Wir schreiben fast täglich Hausarbeiten, was ich sehr wertschätze, weil mich das den Tag über beschäftigt und mein Kopf sich auf etwas konzentrieren kann.
Letzte Woche war mein Geburtstag und ich darf nun stolz verkünden, dass ich 29 Jahre alt bin. Eines Tages werde ich meinen Kindern davon erzählen, wie ich meinen Geburtstag mit nur einem Freund von der Uni gefeiert habe. Ich habe persisches Essen gekocht und mein Freund hat mir einen Kuchen gebacken. Wir hatten eine schöne Zeit und das Leben ist einfach zu schön, um es sich vom Coronavirus ruinieren zu lassen. Das kann und wird nicht immer so bleiben
Ich habe gemerkt, dass es gar nicht so schlimm ist zuhause zu sein. Ich schaue Filme, die ich schon immer sehen wollte, lese Bücher, für die ich immer eine Entschuldigung gefunden habe und ich versuche sogar wieder Violine zu spielen. Jetzt verstehe ich, weshalb es so wichtig ist zumindest ein Hobby im Leben zu haben.
Elahehs Bericht Nr. 1
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Elahehs Bericht Nr. 7
Elahehs Bericht Nr. 8: Soziale Kontakte in Corona-Zeiten
Elahehs Bericht Nr. 9: Black Lives Matter Demonstrationen
Elahehs Bericht Nr. 10: Ausflug nach München
Elahehs Bericht Nr. 11: Rückblick auf ein aufregendes Halbjahr
Elahehs Bericht Nr. 12: Mein letzter Bericht